Umzug der Haubitze

HEIMISWIL: Was vor Jahrzehnten weit über Heimiswil hinaus für Aufregung gesorgt hat, ist in aller Stille und fast unbemerkt entfernt worden. Die ausgediente Artilleriekanone, welche im Garten des verstorbenen Max Schio, ehemaliger Pro-Libertate-Präsident, gestanden hat, wurde von den Gebrüdern Rolf und Kurt Glauser in ihr künftiges Museum in Utzenstorf überführt. Das Museum soll am 30. September 2011 eröffnet werden. Die vergangenes Wochenende von den Gebrüdern Rolf und Kurt Glauser unter Mithilfe einiger Gleichgesinnter nach Utzenstorf gezügelte Haubitze war nicht das erste Exemplar dieser Gattung, sondern wurde 1998 als zweite, grössere Leihgabe von Pro Libertate in den Garten ihres ehemaligen Präsidenten Max Schio gestellt als Präsent zu dessen 70. Geburtstag und war genau wie die erste, kleinere Haubitze, Kaliber 10,5 cm, eine ausgediente Artilleriekanone, ausgerichtet auf den vor langer Zeit erkannten Gegner, die «Grossen Herren von Burgdorf».

Verblasste Aggressionen
Diese über lange Zeit unerbittlich gehegten Ressentiments gegen die Behörden der Nachbargemeinde sind seit Langem Vergangenheit. Die Behördenmitglieder haben gewechselt, der mittlerweile 86-jährige Max Schio hat sich bis zu seinem Tod im März dieses Jahres nie mehr öffentlich mit längst vergessenen Dingen beschäftigt.  Kopfzerbrechen bereitet hat hingegen die immer noch im Garten aufgestellte Haubitze  seiner Tochter, die – mit Wohnsitz im Ausland – ihr Elternhaus verkaufen möchte. «Das  geht nicht mit einem ausgemusterten Kriegsgerät im Garten, einer Leihgabe von Pro  Libertate. Und niemand wollte trotz intensiver Suche die Haubitze übernehmen, nicht  einmal der heutige Pro-LibertatePräsident Thomas Fuchs», erklärt sie gegenüber dieser  Zeitung. Entsprechend froh ist sie daher, als in den Gebrüdern Glauser zwei Interessenten gefunden werden, welche die Haubitze in ihr künftiges Museum in Utzenstorf überführen wollen. Bereits Mitte Juli haben sie die Haubitze L28, Kaliber 15,5 cm, gründlich inspiziert, geölt und gefettet sowie die Transportfähigkeit abgeklärt. Das ist auch nötig bei diesem sechs Meter langen und drei Meter hohen Ungetüm mit sieben Tonnen Gewicht, das 1966 ausgemus-tert und durch eine Panzerhaubitze mit Raupen ersetzt worden ist. Vergangenen Samstag gingen die künftigen Besitzer mit ihren Helfern fachgerecht vor, demontierten gewisse Teile und machten die Haubitze «reisefähig», damit sie von einem bereitstehenden Traktor nach Utzenstorf gezogen werden kann. «Die Haubitze ist auch nach so vielen Jahren noch in beachtenswert gutem Zustand, die meisten Teile sind noch beweglich», lobt Rolf Glauser.

Ganz im Element
Pro-Libertate-Präsident und SVP-Nationalrat Thomas Fuchs ist bereits vor Beginn der Umzugsaktion vor Ort und hat ein waches Auge auf alle Aktivitäten. Er zeigt sich sehr zufrieden mit der nun gefundenen Standortlösung für die Haubitze, deren Reichweite immerhin 30 km beträgt und die im Kriegsfall in den hinteren Reihen des Feindes grösste Verwüstung hätte anrichten können. «Der Garten von Max Schio war seinerzeit der richtige Platz für dieses Gerät. Er hat sich für eine glaubwürdige Landesverteidigung eingesetzt und für Dankbarkeit gegenüber der Aktivgeneration plädiert, die zwischen 1939 und 1945 Grosses für die Schweiz geleistet hat. Vor Jahrzehnten, beim Aufstellen der kleineren Haubitze, hatte das noch einen grösseren Symbolwert als heute, wo die Jungen kaum noch wissen, was damals war.» Er begrüsst es sehr, dass die Haubitze nicht in einer Metallpresse endet, sondern in ein Armee-Museum überführt wird. Das Armee-Museum der Gebrüder Rolf und Kurt Glauser in Utzenstorf soll am 30. September 2011 eröffnet werden. Als Standort für die Haubitze, sicher ein künftiger Blickfang für die  Besucher, ist ein Platz neben dem Eingang des Bauernhauses von Onkel Walter Glauser am Blumenweg 8 in Utzens-torf vorgesehen. Das Museum selber befindet sich im  Dachstock, in dem von Kurt Glauser selber gebaute hölzerne Modell-Flugzeuge (B17- und B19-Bomber) sowie zahlreiches weiteres Material, u.a. Wrackteile abgestürzter Flugzeuge, Fotos, Zeitungsausschnitte, Erinnerungsstücke ehemaliger Aktivdienstleistender aus deren Nachlässen usw. ausgestellt werden. «Wir sammeln seit vielen Jahren solche Zeitzeugnisse, das ist unser Hobby», führt Rolf Glauser aus. «Wir hegen keine Begeisterung für Kriege, sondern wollen die Erinnerung an Bedrohungen wachhalten.»

Quelle: Zeitung „D’Region“ / gb

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